Es gibt nichts, was nicht irgendwo geregelt ist. Wie manch einer vielleicht weiß, steht in der Satzung des CdP Dieburg, dass jährlich im ersten Quartal eine Jahreshauptversammlung abzuhalten ist. Diese war ja nun auch für den 14.03.2020 anberaumt, musste aber aufgrund der gegenwärtigen Corona-Krise bekanntlich kurzfristig abgesagt werden. So weit so gut - dachte sich zumindest der Vorstand und hat dabei die Rechnung ohne das deutsche Vereinsrecht gemacht.

Horst K., der für unsreren Verein zuständige Mitarbeiter des Vereinsregistergerichts, teilte dem Vorstand kürzlich mit, dass es gemäß § 22 Abs. 1 des Gesetzes zur Regelung des öffentlichen Vereinsrechts in Verbindung mit § 3 Abs. 2 Satz 1 der 4. Corona-Verordnung (Schließung von Einrichtungen, Betrieben etc.) unumgänglich ist, eine Jahreshauptversammlung mit Vorstandswahl abzuhalten, da letztere turnusgemäß anstehen würden. Hintergrund der Problematik ist, dass der CdP die Jahreshauptversammlung nach Inkrafttreten der neuen Verordnungen annuliert habe, weshalb diese Absage nicht rechtsgültig sei. Ein neuer Vorstand müsse unbedingt gewählt werden.

Die Frage lautete nur wie?

Die zuvor genannten rechtlichen Bestimmungen enthalten eine Öffnungklausel zur Nutzung moderner Medien zur Wahl von Vorständen in derartigen Ausnahmesituationen. Somit fand am vergangenen Samstag, die erste Jahreshauptversammlung in Form einer Videokonferenz in der Geschichte des CdP statt. Per Internet verbunden nahmen 39 der 95 Mitglieder teil. "Ein absoluter Rekord", wie Achim Weißbäcker (Foto links) bei seiner Begrüßung freudestrahlend feststellte. Doch das Lachen sollte dem amtierenden Vorsitzenden alsbald vergehen.

Achim

 Nach dem Bericht über das Vereinsgeschehen und den HeikoTerminausblick - es dauerte verhältnismäßig lange, sämtliche abgesagten Termine aufzuführen -, wurde die Neuwahl des Vorstands anberaumt. Hierbei kam es erstmals in der Vereinsgeschichte zu einer Kampfabstimmung. Der aus dem 611 Kilometer entfernten Meldorf zugeschaltete Ehrenvorsitzende Heiko Diehl (rechts ein Archivbild) - er hatte die Geschicke des Vereins seit dessen Gründung im Jahr 1992 17 Jahre lang geführt - sah sich bemüßigt die Gunst der Stunde zu nutzen und nach gut einem Jahrzehnt Abstinenz wieder für diesen Posten zu kandidieren. Seine Begründung: "Ich sitze zur Zeit ohnehin oft sinnlos zu Hause rum", und "in Zeiten von Corona ist es völlig wurscht, von wo aus man einen Verein führt, da läuft ohnehin alles nur noch virtuell." Diese frappierenden Argumente überzeugten die anwesenden Mitglieder schließlich. Mit 35 zu 3 Stimmen - bei einer Enthaltung - wurde der Gründungsvorsitzende unvermittelt wieder ins Amt gehievt und wird somit die Geschicke des Vereins in den nächsten zwei Jahren führen.

Der bisherige Vorsitzende war nicht übermäßig enttäuscht, ob dieser Entwicklung, da er sich nun besser auf seine Tätigkeit als Vorsitzender des Verschwisterungskomitees Dieburg - Aubergenville konzentrieren könne. Wörtlich meinte er: "In Frankreich gibt es durchaus noch Nachbesserungsbedarf bzgl. der Handhabung der um die 700 Gramm schweren Eisenkugeln. Da kann ich sicherlich hilfreich wirken."

Anschließend zog er sich zum Trainingslager in sein Wohnzimmer zurück, wo er mit Soft-Kugeln versucht sein "Handicap" zu verbessern, um Diehl bei der nächsten Vereinsmeisterschaft, wie er sich ausdrückte, "die sportliche Antwort auf den dreisten Coup zu geben".

 

 

 

 

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